Text: Julia Felker
Foto: Marian Kämpfe
Siebzehn Seiten bedrucktes Papier. Ellenlange Charakterbeschreibungen und plakative Dialoge. Es geht um Übergewicht und mangelndes Selbstvertrauen, um Pornokonsum, Sex, Internetnutzung und Homosexualität. Die Frage, ob wir das Stück auf der Bühne umsetzen wollen, steht im Raum. Der Kurs nickt. Warum auch nicht.
Die sechs Studentinnen Eva-Maria Kenngott, Bianca Neumann, Victoria Schneider, Katja Müller, Lisa Knöll und Sarah Karberg der Philosophischen Fakultät der Universität Potsdam verfassten das Stück auf der Grundlage von Statistiken und Jugendumfragen zum „Zusammenhang von Internetnutzung und dem Verhältnis zu Sexualität von Kindern und Jugendlichen“. Resultierend „sind verschiedene Charaktere entstanden, die die Einstellung über das Nutzerverhalten der polarisierenden Minderheiten als Mehrheit der Jugendlichen wiederspiegeln“, so die Autoren.
Die Gedanken der Außenseiterin Marieke (Karen Rodloff) drehen sich nur um ihren Freund David, den sie im Internet kennen gelernt und noch nie getroffen hat. Ihre beste Freundin Claudi (Nancy Borghardt) hingegen traut sich endlich mit ihrem Freund Franz (Erik Fischer) über Sex zu reden, der wiederum seine Unsicherheit bezüglich dieses Themas „überspielt, um den Schein des Wissens zu wahren“. Nur Ric (Karsten Schiller) scheint als Einziger von massenhaftem Hardcorepornokonsum zum wahren Vertreter der „Generation Porno“ geworden zu sein und diskriminiert nebenbei den homosexuellen Timo (Alexander Boge), der sich endlich zu einem Coming-out entschlossen hat.
Am 19. Januar 2012 um 9.00 Uhr stellte der ds2-Kurs von Frau Hadris dann seine Inszenierung von „Vernetzt!“ den Siebtklässlern des GSG, zwei der Autoren, anderen Ds-Kursen und allen organisatorischen Mitwirkenden vor. Unter großer Begeisterung, gerade auch von den Autoren selbst, wurde die Darstellung als besonders gelungen hervorgehoben. Die Begeisterung unter den Darstellern während der Proben war auf Grund der eben nicht von Studenten der Theaterwissenschaften geschriebenen Textvorlage gemäßigt, am Ende der Aufführung aber von selbst entfacht. Hintergrundgedanke der Inszenierung war die Idee, eine „Klärung des ganzen Mythos „Generation Porno“ darzustellen. […] Um Lehrern und Schülern zu verdeutlichen, dass es bei den Schülern Gesprächsbedarf zum Thema Sexualität gibt, findet [am Schluss] zwischen Timo, seinem Bruder Lukas (Hannes Wohlfahrt) und einem [verständnisvollen] Lehrer (Niklas Rottenberg) ein klärendes Gespräch statt.“ Im Anschluss der Aufführung nahm das Publikum an einem Gespräch mit den anwesenden Autoren teil und der Ds-Kurs freute sich über den reibungslosen Ablauf und ihre überzeugenden schauspielerischen Leistungen. Hat doch eigentlich auch Spaß gemacht.