Wir waren im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Am 07. Dezember 2018 erhielt unsere Schule als dritte in Fürstenwalde den Titel „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“.
Für diesen Titel konnten wir als Patin die ehemalige Abiturientin des Städtischen Gymnasiums Fürstenwalde und heutige Bundesministerin Frau Dr. Franziska Giffey gewinnen, die an diesem Festakt teilnahm und uns eine konstruktive Zusammenarbeit zusicherte.
Nun wollten wir Schüler, die wir diesen Titel vorbereitet hatten, die Arbeit unserer Patin kennenlernen und wurden am 30. 10. 2019 zu einem Gespräch ins Ministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend eingeladen.
Bevor wir ins Ministerium fuhren, führte uns unser Weg in die Bernauer Straße in Berlin, wo Ost- und West-Berlin nur einen Schritt auseinanderliegen und informierten uns über die Erlebnisse der Bewohner der Bernauer Straße zum Zeitpunkt des Mauerbaus am 13. August 1961. Ausgestiegen sind wir am Nordbahnhof, einem Geisterbahnhof zwischen 1962-1989. Es ist so unvorstellbar, dass man fast 30 Jahre lang hier nicht aussteigen durfte und, wenn man durchfuhr, nur Polizei und Hunde sah. Heute können wir uns nicht nur frei an den Bahnhöfen, sondern auch über die ehemaligen Grenzen hinweg bewegen – ein tolles Gefühl! Man spürte, wie wichtig es ist, über dieses Thema zu sprechen und die Demokratie zu stärken.
Leider konnten wir nicht in die Versöhnungskirche. Wir bestaunten die Ausstellung über die Tunnelfluchten und gingen dann noch auf die Aussichtsplattform und betrachteten den alten Mauer-Todesstreifen ein wenig angsterfüllt von oben. Nun fuhren wir zum Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, wo wir herzlich empfangen wurden.
Aber erst mussten wir unsere Ausweise vorzeigen und unsere Taschen wurden kontrolliert. Im Gruppengesprächsraum wurden wir vom Mitarbeiter des Ministeriums, Herrn Kelch, begrüßt und er informierte uns sehr offen und jugendgemäß über die Arbeit des Ministeriums mit seinen sechs Abteilungen. Das Motto des Ministeriums lautet: „Deutschland spürbar stärker machen. Starke Frauen für ein stärkeres Leben“. Wir diskutierten über das Jugendschutzgesetz, Medienkompetenz und Rassismus im Internet.
Die Abteilung 1 „Demokratie und Engagement“ war vertreten durch Herrn Heppener, der mit uns ins Gespräch kam und sehr positiv überrascht über das Engagement unserer Schüler im Ausschuss der Stadtverordnetenversammlung war. Wir konnten berichten, dass das erste Projekt um den Titel „Schule ohne Rassismus/Schule mit Courage“ während einer Projektwoche durch Mittel aus dem Bundesprogramm „Demokratie leben“ stattfinden konnte.
Mitten in dieses Gespräch kam Frau Dr. Giffey freundlich lächelnd und begrüßte uns sehr herzlich. Sie erzählte uns, dass sie gerade von der Pressekonferenz käme, in der sie mit anderen Regierungsmitgliedern über das gerade beschlossene „Maßnahmenpaket zur Bekämpfung des Rechtsextremismus und der Hasskriminalität“ diskutiert habe und man hörte heraus, wie stolz sie war, einen Beitrag zu leisten, die Demokratie zu sichern, besonders nach dem Vorfall in Halle. Sie berichtete uns, dass sie hart darum gekämpft habe, das Bundesprogramm „Demokratie erleben“ weiter zu sichern und dass ihr Ministerium es schaffte, das Programm bis zum Jahre 2023 mit einem Budget von 115 Mio € jährlich abzusichern. Fürstenwalde ist ein Programmpartner.
Erik Neumann, ein ehemaliger Schüler unserer Schule, ist der Ansprechpartner.
Natürlich konnten wir auch Fragen stellen. Mathis wollte wissen, warum Frau Dr. Giffey sich nicht für den SPD-Vorsitz beworben habe. Sie erzählte uns von der anonymen Anzeige, dass ihre Doktorarbeit ein Plagiat sein sollte, sie dann ihre Universität gebeten habe, dies zu prüfen und sie bis zum Ende dieser Prüfung keine weiteren personellen Entscheidungen treffen wolle. Wie erleichtert waren wir, als wir am Abend aus den Nachrichten erfuhren, dass Frau Dr. Giffey ihren Doktortitel behalten darf!
Die Zeit im Ministerium verging wie im Fluge, die Gespräche waren fesselnd. Zum Abschluss machten wir im Fotopresseraum noch ein gemeinsames Foto und verabschiedeten uns mit dem Versprechen, weiterhin gegen Rassismus und für Courage zu kämpfen, offen damit umzugehen. Auch Frau Dr. Giffey bot uns weiterhin Hilfe und Unterstützung an.
Ein spannender, informativer Tag ging zu Ende.
Mitglieder der ,,Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“- Gruppe